Endlich Frühling! Wenn nach den kalten Wintermonaten die Sonne wieder scheint, zieht es uns hinaus in die Natur. Doch auf dem Spielplatz, im Garten und vor allem im Wald steigt in vielen Regionen Deutschlands mit den Temperaturen auch die Zeckengefahr. Neben der möglichen Infektion mit Borreliose bereitet vor allem FSME, eine Entzündung des Gehirns bzw. der Hirnhäute, vielen Menschen Sorgen. Doch wie gefährlich ist die Krankheit tatsächlich? Wie erkennt und behandelt man sie? Und ist die vorsorgliche Impfung wirklich notwendig?
Inhaltsverzeichnis
Was bedeutet FSME?
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist neben Borreliose eine der am häufigsten durch Zeckenbiss übertragenen Infektionskrankheiten. Bei den meisten Betroffenen führen die FSME-Viren zu keinerlei gesundheitlichen Problemen. Ein Teil erkrankt jedoch an grippeähnlichen Symptomen. Und bei einem geringen Prozentsatz der Patienten führt der Kontakt mit der Zecke tatsächlich zu einer Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.
Risikogebiete
Neben dem Süden Deutschlands gilt die Verbreitung von mit FSME infizierten Zecken in den östlichen Regionen als besonders hoch. In diesen sogenannten FSME-Endemiegebieten sind 0,1 bis 5 Prozent der Zecken mit dem Virus infiziert.
Auch im Urlaub ist durchaus Vorsicht geboten: Den FSME-Virus übertragende Zecken kommen in Asien und in vielen europäischen Ländern vor.
Von marginaler Bedeutung sind Frankreich, Italien und Griechenland. Kein FSME-Risiko besteht auf der iberischen Halbinsel, in Großbritannien, den Benelux-Ländern und Dänemark, mit Ausnahme von Einzelfällen auf der Insel Bornholm.
Damit sich der Erreger über die Zecken verbreiten kann, ist eine Mindesttemperatur von 8° C erforderlich. Warme Winter und feuchte Sommer begünstigen die Zeckenpopulation.
In sogenannten Naturherden zirkulieren die FSME-Erreger zwischen den Zecken und ihren Wirten, darunter vor allem Mäuse, Rehe, Rotwild und Vögel. Typische Lebensräume für Zecken sind loses Laub, hohes Gras, lichte Wälder, insbesondere Laubwälder und Gebüsch, in denen sie auf Blättern und Zweigen von ihren Wirten abgestreift werden.
Nimmt das FSME-Risiko zu?
Haben sich in den vergangenen Jahren wirklich mehr Menschen mit dem FSME-Virus infiziert oder stiegen die Erkrankungszahlen, weil sich ein besseres Meldeverhalten durchgesetzt hat? Die genauen Gründe für einen Anstieg der Erkrankungszahlen sind nicht bekannt.
Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Zunehmende Freizeitaktivitäten im Freien, sich verändernde klimatische Bedingungen, Veränderungen der Wirtspopulation (Anstieg der Nagerpopulation in Bayern) führen bestimmt zu einem Anstieg der Erkrankungszahlen.
Die aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete gibt jedoch kein wirkliches Bild über die tatsächliche Zeckengefahr. Nach Einführung der Meldepflicht von FSME wurden auf einen Schlag bundesweit 33 Stadt- und Landkreise zusätzlich zu Risikogebieten erklärt. Dies suggerierte vorerst eine größere Gefahr. Die Zunahme der Risikogebiete beruhte aber allein auf einem neuen Definitionsansatz des Robert-Koch-Instituts.
Entschied früher die absolute Zahl der Erkrankungsfälle darüber, ob eine Region zum Risikogebiet erklärt wurde, wurde nun die Zahl der Erkrankungen auf die Einwohnerzahl einer Region bezogen. Seitdem gilt eine Region bereits dann als Risikogebiet, wenn in einem Kreis oder der Kreisregion (bestehend aus dem betreffenden Kreis sowie allen angrenzenden Kreisen) binnen fünf Jahren ein Erkrankungsfall pro 100.000 Einwohner gemeldet wird. Diese Risikoeinschätzung wird selbst von der Ständigen Impfkommission als sehr vorsichtig bewertet.
Welche Zecken übertragen FSME?
Am häufigsten wird die Erkrankung durch den Gemeinen Holzbock (lat.: Ixodes ricinus; Ixodes persulcatus) übertragen. Solche Zecken sind bei der Wirtssuche passiv und lassen sich nur beim direkten Kontakt abstreifen. Die nach Deutschland importierte Auwaldzecke (lat.: dermacentor reticulatus), eine sogenannte Laufzecke, bewegt sich jedoch auch im Umkreis von einem Meter auf ihren Wirt zu.
Wie wird FSME übertragen?
Durch den Zeckenbiss gelangen die FSME-Viren sofort aus den Speicheldrüsen der Zecke in die Blutbahn des Menschen und können die Krankheit auslösen. Die Wahrscheinlichkeit, nach einem Zeckenbiss zu erkranken, liegt zwischen ca. 1:10.000 bei einer Zeckendurchseuchung von ca. 0,1 Prozent und 1:300 bei einer Zeckendurchseuchung von ca. 3,5 Prozent. Sehr selten findet eine Übertragung durch Rohmilchprodukte vor allem in Osteuropa statt.
Symptome
Es ist wichtig auch bei unspezifischen Symptomen, wie sie auch mit bei einer gewöhnlichen Erkältung vorkommen, frühzeitig an eine FSME zu denken.
Woran erkennt man FSME?
Der Krankheitsverlauf von FSME ist typischerweise zweigipflig. 30 Prozent der Infizierten sind nur von Stadium 1 betroffen und weitere 10 Prozent der Infizierten von Stadium 1 und 2, darunter vor allem ältere Menschen. Um sie zu unterstützen, ist es wichtig, nach einem Zeckenbiss mögliche FSME-Symptome richtig zu deuten.
FSME im Krankheitsstadium 1 (30 Prozent)
Ein bis zwei Wochen (selten bis 4 Wochen) nach dem Zeckenstich kommt es zu grippeähnlichen Symptomen wie:
- mäßiges Fieber
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- Schwindel
Bei vielen Betroffen klingen diese Beschwerden nach einiger Zeit wieder ab, ohne dass Folgeschäden entstehen.
FSME im Krankheitsstadium 2 (10 Prozent)
Nach einer fieberfreien Phase von einer, selten bis zu drei Wochen, entwickelt sich das Bild der klassischen FSME:
- plötzlicher hoher Fieberanstieg
- Erbrechen
- Muskelschmerzen
- Kopfschmerzen
- Rückenschmerzen
- Bewusstseinsstörungen und Krämpfe.
Auch nach Abklingen der akuten Symptome fühlen sich viele Betroffene nicht richtig gesund: Bei einem Drittel der im zweiten Stadium Erkrankten kommt es zu monatelangen Konzentrationsstörungen, emotionaler Labilität, Gleichgewichtsstörungen, Kopfschmerzen und Lähmungen (seltenes Symptom bei älteren Menschen, die zusätzlich eine Muskelentzündung entwickelt hatten). Bei 1 Prozent der Betroffenen mit Beteiligung des zentralen Nervensystems (Stadium 2) führt die Krankheit zum Tod.
Diagnose
Nicht jeder Zeckenbiss führt zu einer Infektion. Das bedeutet, dass nach einer Infektion nur bei rund 30 Prozent der Infizierten Krankheitserscheinungen auftreten. Daraus wird ersichtlich, dass nicht nur der Erreger das Ausmaß der Krankheit bestimmt, sondern auch die Widerstandsressourcen – die sogenannte Resilienz – des Betroffenen. Deren Unterstützung und Förderung sind von entscheidender Bedeutung für das Krankheitsgeschehen. Diese Tatsache findet in der heutigen Medizin noch zu wenig Beachtung. Die Naturheilkunde setzt genau hier an.
Behandlung
Insbesondere Eltern dürfen aufatmen: Bleibende neurologische Schäden sind bei Kindern eine „Rarität“, stellt auch das Paul-Ehrlich-Institut fest. In der deutschsprachigen Literatur findet sich meines Wissens nur ein Bericht einer neurologischen Dauerschädigung nach FSME-Infektion bei einem nicht geimpften Kind. Bei Kindern bis zum 14. Lebensjahr verläuft die Krankheit fast immer „bland“, das heißt mild und ohne dauerhafte Schädigung.
Die meisten Erkrankten sind allerdings zwischen 40 und 70 Jahre alt. Schwere Krankheitsfälle werden beinahe ausnahmslos bei Erwachsenen beobachtet.
Klinische Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass es auch hier, selbst in schweren Fällen, häufig zur Heilung kommt.
Natürliche Behandlung bei FSME
Da die persönliche Konstitution des Betroffenen einen wesentlichen Einfluss auf den Verlauf von FSME hat, ist naturheilkundliche Unterstützung zur Vorbeugung und Behandlung sinnvoll. Als erfahrener Heilpraktiker in München helfe ich Ihnen, Ihre Selbstheilungskräfte zu stärken und berate Sie dazu, wie Sie sich verhalten können um, das Erkrankungsrisiko nach einem Zeckenbiss zu minimieren.
Sofern Sie nach FSME im Krankheitsstadium 2 noch unter Beschwerden leiden sollten, bietet die Naturheilkunde verschiedene Möglichkeiten zur nebenwirkungsfreien Behandlung von Konzentrationsstörungen, depressiven Verstimmungen und Kopfschmerzen.
Impfung
Nach Ausbruch der Krankheit ist FSME nur symptomatisch zu behandeln. Aus diesem Grund soll eine aktive Immunisierung mit inaktivierten FSME-Viren in Form einer Impfung vorsorglich Schutz bieten.
Allerdings ist laut Aussage von Ärzten der STIKO (Ständige Impfkommission) das „Erkrankungsrisiko nach einem Zeckenstich im Individualfall sehr niedrig“. Tatsächlich beläuft sich die Zahl der Krankheitsfälle in Deutschland jährlich auf nur einige hundert.
Schwer zu verstehen ist, warum gerade Kinder häufiger gegen FSME geimpft werden als ältere Menschen, die weitaus stärker gefährdet sind. Vielleicht wird durch überprotektives Verhalten mehr Schaden für die Zukunft angerichtet, als uns heute bewusst ist.
FSME-Impfung kann Risiken bergen
Viele Menschen sind der aktiven Impfung gegenüber misstrauisch. Schon einmal wurde ein Impfstoff („Ticovac“) gegen FSME als wirksamster und sehr gut verträglicher Schutz empfohlen. Mehr als 1500 Meldungen von Ärzten über schwerwiegende Nebenwirkungen der Impfung vor allem bei Kindern lagen dem Paul-Ehrlich-Institut mindestens ein Jahr vor, bevor der unzureichend geprüfte Impfstoff 2001 viel zu spät vom Markt genommen wurde.
Wieder einmal wurde deutlich, dass das Risikomanagement der Impfstoffhersteller und der überwachenden Bundesinstitute langsam und unkritisch ist und das Prinzip des vorbeugenden Verbraucherschutzes ignoriert. Der heute verwendete Impfstoff soll deutlich verträglicher sein. Aber auch hier werden gerade bei Kindern häufig fieberhafte Reaktionen beobachtet, besonders im Alter von ein bis drei Jahren und nach der ersten Impfung.
Wie bei allen aktiven Impfungen sind mittel- und langfristige Impfreaktionen bzw. Impfschäden häufig sehr schwer in ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung zu bringen – nicht zuletzt, weil es an unabhängigen Kontrollgremien dafür fehlt. Zulassungs- und Überwachungsbehörde für Impfstoffe sind in einer Institution zusammengelegt.
Wann gegen FSME impfen?
Die von der Ständigen Impfkommission empfohlene Impfung ist ab dem 1. Lebensjahr zugelassen. Für einen ausreichenden prophylaktischen Impfschutz sind drei Impfdosen nötig. Die Schutzdauer wird mit drei bis fünf Jahren angegeben. Ein zeitlich begrenzter Impfschutz (zum Beispiel für Urlauber in Endemiegebieten) erfordert mindestens zwei Gaben des Impfstoffs.
Geimpft werden darf nur in zeitlichem Abstand von mindestens zwei Wochen zu einer akuten Erkrankung (Erkältung etc.). Günstiger Zeitpunkt für eine FSME-Impfung sind die Monate Dezember und Januar, um bis zur beginnenden Zeckensaison im Frühjahr einen ausreichenden Schutz sicherzustellen.
Nebenwirkungen durch FSME-Impfung
Häufige, sofort auftretende Nebenwirkungen der Impfung sind Magen-Darm-Beschwerden, Entzündungsreaktionen an der Einstichstelle, grippeartige Beschwerden (Fieber, Gliederschmerzen etc.) sowie Muskel- und Gelenkbeschwerden. Seltener treten Nervenentzündungen auf, die unterschiedlich schwer verlaufen können.
Ist die FSME-Impfung wirksam?
Der Wirksamkeitsanspruch der Impfung basiert nicht auf kontrollierten Studien mit klinischen Parametern, in denen Komplikationen bei Geimpften und Erkrankungen Nichtgeimpfter erfasst werden. Die Wirksamkeit der Impfung wird einzig anhand eines ansteigenden Antikörpertiters bemessen.
Was kostet die FSME-Impfung?
Die meisten Krankenkassen übernehmen die Kosten der FSME-Impfung für Versicherte, die in einem Risikogebiet wohnen oder zu einer Risikogruppe zählen wie Jäger oder Förster. Manche Krankenkassen übernehmen auch die Kosten für eine Zeckenimpfung als Reiseimpfung. Sie sollten sich vor der geplanten Impfung bei Ihrer Krankenkasse über eine Kostenübernahme informieren, damit Sie nicht auf den Kosten von ca. 50 Euro pro Impftermin sitzen bleiben.
Alternative Impfempfehlung
Nach meiner Ansicht wäre es besser nur die Personengruppen gegen FSME zu impfen, die ein wirkliches Risiko einer Infektion haben. Das würde bedeuten: Impfung für Personen über 50 Jahre mit chronischen Erkrankungen, das heißt schon vorgeschwächtem Immunsystem, die sich dauerhaft in Risikogebieten aufhalten und dort häufig zeckenexponiert sind. Und: Impfung auch für jüngere und gesunde Personen in Risikogebieten, wenn die Zahl der FSME-Infektionen in den nächsten Jahren stark ansteigen sollte oder zunehmend komplikationsreiche Krankheitsverläufe beobachtet würden. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht der Fall.
FSME vorbeugen: Wirksamer Schutz vor Zeckenbiss
Um Zeckenbisse, FSME und Borreliose zu verhindern, können Sie auch selbst Maßnahmen ergreifen:
- Möglichst wenig durch Unterholz, Strauchwerk und hohes Gras wandern; auf festen Wegen bleiben
- Helle Kleidung tragen, die möglichst viel Körperoberfläche bedeckt – so lassen sich Zecken am besten frühzeitig erkennen
- Kopfbedeckung
- Nach Aufenthalt im Freien in zeckengefährdeten Gebieten den nackten Körper nach Zecken absuchen. Vor allem bevorzugte Saugstellen der Zecken (Bereiche mit dünner Haut) untersuchen: Kopfhaut, hinter den Ohren, Hals, Achselhöhlen, Genitalbereich, zwischen den Beinen, Kniekehlen
- Repellents zum Auftragen auf Kleidung und Haut (Autan plus, Ballistol, Zecken-Frey, Zedan etc.) bieten nur einen zeitlich begrenzten Schutz für einige Stunden
- Zeckenhalsband für Haustiere
- Bei Zeckenbefall muss die Zecke umgehend entfernt werden. Dabei greifen Sie die Zecke möglichst körpernah – ohne sie zu drücken – mit einer Zeckenpinzette oder mit den Fingerspitzen und ziehen sie heraus. Keinesfalls irgendwelche Substanzen davor auf die Zecke aufbringen. Auch ein Drehen beim Herausziehen ist nicht nötig.
Fazit
Eine Impfung gegen FSME könnte zu der Täuschung führen, man hätte damit umfassenden Schutz und Sicherheit vor den durch Zecken übertragenen Infektionskrankheiten. Wenn dadurch ein nachlässigeres Verhalten im Umgang mit Zecken gefördert wird, werden die Erkrankungszahlen der jetzt schon viel häufiger auftretenden Lyme-Borreliose weiter zunehmen. Die Expositionsprophylaxe bietet den wirksamsten Schutz vor Zeckenbiss, FSME und Lyme-Borreliose.
Erstellungsdatum:
10.01.2011
Autor:
Markus Breitenberger, Heilpraktiker und Homöopath in eigener Praxis seit mehr als 25 Jahren. Autor von 2 Büchern zum Thema Autoimmunerkrankungen und zahlreichen medizinischen Fachartikeln.
Quellen:
FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), RKI-Ratgeber, 08/2020
Tick-borne encephalitis (FSME)–how great is the danger really?, 04/2003