Nicht nur Liebe, sondern auch Luft zum Atmen ist für harmonische, stabile Beziehungen elementar. Studien belegen zwar, dass Gegensätze sich anziehen – aber auch, dass bei Paaren, die viel gemeinsam haben und ähnliche Interessen verfolgen, die Chancen für dauerhafte, erfüllende Beziehungen besonders gut stehen. Vor allem, wenn wir frisch verliebt sind, möchten die meisten von uns möglichst viel Zeit mit dem neuen Partner verbringen. Später, im Beziehungsalltag wächst normalerweise wieder das Bedürfnis nach der Möglichkeit, ab und zu etwas allein zu unternehmen. Wenn der Wunsch nach Nähe oder Freiheit von dem unseres Lebenspartners dann stark abweicht, wird das zum Problem. In diesem Beitrag finden Sie Antworten auf diese und zahlreiche weitere Fragen:
- Warum sind die Bedürfnisse nach Verbundenheit oder Autonomie je nach Persönlichkeitstyp so unterschiedlich?
- Was hilft, wenn ein Partner auf Distanz geht oder zum Klammern neigt?
- Und warum ist eine gesunde Balance zwischen Nähe und Distanz für dauerhafte Liebesbeziehungen überhaupt so wichtig?
Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Nähe-Distanz-Störung?
- Woher kommt das Nähe- und Distanzproblem?
- Welche Rolle spielen Nähe und Distanz in Beziehungen?
- Warum ist Nähe in einer Beziehung so wichtig?
- Warum ist Distanz in einer Beziehung wichtig?
- 12 Anzeichen für ein Nähe-Distanz-Problem
- Was sind die Folgen des Nähe-Distanz-Problems?
- Wie findet man wieder die Balance in einer Beziehung?
- Was tun, wenn sich der Nähe-Distanz-Konflikt nicht lösen lässt?
Was ist eine Nähe-Distanz-Störung?
Der Begriff Nähe-Distanz-Störung kann sich sowohl auf einzelne Personen als auch auf Partnerschaften beziehen. Man spricht bei Frauen oder Männern, bei denen das Bedürfnis nach Nähe und Distanz stark und schnell schwankt und Bindungsangst ein Thema ist, von einer Nähe-Distanz-Störung.
Gemeint sein kann aber auch das unterschiedliche Bedürfnis von zwei Partnern nach Freiheit oder gemeinsam verbrachter Zeit. In diesem Artikel soll es hauptsächlich um diese Thematik gehen.
Woher kommt das Nähe- und Distanzproblem?
Wie groß die Bedürfnisse nach Nähe und Autonomie sind, hängt von zahlreichen individuellen Faktoren ab. Dazu zählen z. B. folgende Aspekte:
Unsere individuelle Persönlichkeit beeinflusst das Nähe- und Distanzbedürfnis
Die Psychologie kennt verschiedene Modelle, in die sich Personen aufgrund ihrer Persönlichkeitsmerkmale unterteilen lassen. Eines der einfachsten ist die Unterscheidung zwischen introvertierten und extravertierten Persönlichkeiten, die sich auf das Nähe- und Distanzbedürfnis auswirkt.
Introvierte Männer und Frauen ziehen Kraft eher aus dem Alleinsein. Extravertierte Personen suchen nach Möglichkeit die Verbindung zu ihrem Gegenüber. Verlieben sich ein introvertierter und ein extravertierter Partner, wird das Bedürfnis nach Nähe und Distanz in diesem Verhältnis mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit unterschiedlich sein.
Ein offener Austausch über die jeweiligen Bedürfnisse und Wünsche sowie den unterschiedlichen Bindungsstil kann hier hilfreich sein, um die Dynamiken der Beziehung besser zu verstehen und die Herausforderung gemeinsam zu bewältigen.
Persönlichkeitsstörungen und psychische Erkrankungen wirken sich aus auf Abgrenzungs- und Verschmelzungsdynamik in Beziehung
Auffällige Verhaltensweisen im Kontext von Nähe und Distanz können das Symptom einer Persönlichkeitsstörung oder psychischer Erkrankungen sein.
So versuchen z. B. Männer und Frauen mit Narzissmus oftmals, ihr Gegenüber zu kontrollieren und wie in einem Spiel in seiner Autonomie einzuschränken. Personen, die unter Angststörungen leiden, kann es sehr schwerfallen, allein zu sein – bis hin zu Panikattacken.
Depressionen und Bindungsangst wiederum sind mitunter Ursache dafür, dass Menschen sich nie richtig auf ihren Lebenspartner einlassen und die Nähe ertragen können.
Problematische Kindheitserfahrungen erschweren die Beziehung
Als Kinder, aber auch noch als Heranwachsende, sind wir Menschen auf die Nähe der Erwachsenen angewiesen. Wenn wir in der Kindheit verlässliche Bezugspersonen haben, mit denen wir eine stabile Bindung eingehen, die unsere Grundbedürfnisse erfüllen und uns Liebe geben, wachsen wir weitgehend ohne Angst zu selbstbewussten Persönlichkeiten heran, die gesunde Liebesbeziehungen führen können und dabei im Gleichgewicht bleiben.
Häufig gelingt dies jedoch nicht und die meisten Menschen in unserer modernen Welt mit früher Fremdbetreuung leiden an einem Entwicklungstrauma.
Wenn wir als Erwachsene in unseren Partnerschaften dann feststellen, dass wir echte, tiefe Bindungen vermeiden oder bei jedem Verhältnis zum Klammern neigen, ist das möglicherweise Ausdruck von Strategien, die wir uns in der Kindheit angeeignet haben, wenn die Erwachsenen nicht in dem Maß für uns da sein konnten, wie wir es gebraucht hätten.
Insbesondere, wenn Sie merken, dass Ihr Bedürfnis nach Nähe und Abstand stark und häufig schwankt – und Ihre Beziehungen deshalb immer wieder durch Probleme und Konflikte geprägt sind, ist es ratsam, die Signale ernst zu nehmen und das Erlebte in einer Therapie zu besprechen.
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Erfahrungen aus früheren Beziehungen können das Distanzbedürfnis beeinflussen
Mit zunehmendem Alter können wir auch aus früheren Beziehungen “Päckchen” mitbringen, die Ursache für bestimmte Bedürfnisse, Erwartungen und letztendlich auch Konflikte sind.
Insbesondere Menschen, die betrogen oder auf andere Art extrem enttäuscht wurden, neigen in Folgebeziehungen möglicherweise aus unnötiger Angst dazu, ihren Partner kontrollieren zu wollen. Personen, die von einem Ex-Partner eingeengt wurden, fühlen sich wiederum oft von harmlosen Bemerkungen getriggert, die sie an die vorausgegangene Beziehung erinnern, und zeichnen sich dementsprechend mitunter durch ein größeres Distanzbedürfnis aus.
Natürliche Lebensphasen als Grundlage für Autonomie- und Symbiosebedürfnis in Beziehung
Unser Bedürfnis nach Nähe und Distanz kann auch von den speziellen Lebensphasen herrühren, in denen wir uns gerade befinden.
In ihren 20ern sind viele Menschen noch mit Selbstfindungsprozessen beschäftigt. Abgrenzung, Unabhängigkeit und Freiheit spielen dann eine wichtige Rolle. Neben der Partnerschaft kann in dieser Lebensphase ein starker Wunsch nach Freizeit mit Freunden und dem Vorantreiben der eigenen Karriere bestehen.
Anfang der 30er wachsen dann besonders bei vielen Frauen und etwas verzögert auch bei den Männern die Bindungsorientierung und das Nähebedürfnis. Familiengründung und sesshaft werden, sind jetzt große Themen.
In den 40ern und 50ern reflektieren viele von uns ihr Leben. Jetzt ist der Zeitpunkt, noch einmal etwas Neues auszuprobieren, sodass sich manchmal persönliche Verhaltensmuster ändern und Beziehungen ins Wanken geraten. Gleichzeitig wächst in diesem Alter langsam das Risiko, krank zu werden und dadurch auf das gute Verhältnis zum Lebenspartner angewiesen zu sein, weshalb Verlustängste eine Rolle spielen können.
Im Alter werden die meisten Menschen schließlich ruhiger und entwickeln stärkere Wertschätzung für die verbleibende gemeinsame Zeit. Sie sehnen sich nach Austausch, Harmonie und Sicherheit. Das Bedürfnis nach Nähe wird wieder größer.
Besondere Lebenssituationen und Krisen schaffen besondere Beziehungsdynamiken
Es gibt besondere Lebenssituationen, die uns verletztlich machen und in denen der Wunsch nach Nähe besonders wächst. Das können z. B. eine Schwangerschaft sowie die ersten Monate und Jahre nach der Geburt eines Kindes sein. Oder eine Phase schwerer Krankheit, wie z. B. Krebs, in der Aufmerksamkeit und Zuspruch besonders wichtig sind. Auch ein Jobverlust oder andere persönliche Krisen können zu einem erhöhten Nähebedürfnis führen.
Welche Rolle spielen Nähe und Distanz in Beziehungen?
Sowohl Nähe als auch Distanz sind wichtig, damit eine Liebesbeziehung stabil bleibt bzw. immer wieder eine ausgeglichene Balance findet. Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem großen Gemälde aus der Phase des Impressionismus. Wenn Sie sich ganz nah vor dem Bild befinden, erkennen Sie nur Pünktchen. Der eigentliche Inhalt des Gemäldes erschließt sich erst, wenn wir Abstand nehmen und sich aus den Punkten ein Bild ergibt.
Manchmal muss man die Größe haben einen Schritt zurück oder zur Seite treten, um wirklich sehen zu können um was es geht.
Markus Breitenberger, Paartherapeut in München
Genauso ist es mit der Distanz in einer Beziehung. Sie ermöglicht es uns, unseren Partner aus einer anderen Perspektive zu betrachten – als ganze Person, in die wir uns einmal verliebt haben.
Genauso wertvoll wie Nähe und Verbundenheit ist es deshalb, die Perspektive ab und an zu wechseln und unseren Partner wieder als vollständiges Wesen mit seiner ganz eigenen Bindungsgeschichte wahrzunehmen.
Warum ist Nähe in einer Beziehung so wichtig?
Indem wir eine Liebesbeziehung eingehen, räumen wir einem Menschen einen ganz besonderen Platz in unserem Herzen und unserem Leben ein. Dass wir einander körperlich und seelisch nahe sind, dass wir den anderen in unsere Welt hineinlassen, ist ein elementarer Bestandteil von Liebesbeziehungen. Nur so können wir einander wirklich kennenlernen, Vertrauen aufbauen und gemeinsam eine Zukunft gestalten.
Mögliche Gründe & Lösungen für seine Distanz
Verweigert Ihr Partner permanent körperliche oder seelische Nähe, sollten Sie sich fragen, ob Sie sich tatsächlich in einer Beziehung oder nicht eher einer Affäre bzw. einer platonischen Freundschaft befinden.
Tritt das Problem am Anfang einer Beziehung auf, kann es sich lohnen, geduldig zu sein, denn Menschen benötigen unterschiedlich lang, um echte Nähe zuzulassen.
Überlegen Sie genau, wie viel Zeit sie sich und Ihrem Partner geben möchten und wo für Sie Grenzen sind. Lassen Sie nicht zu, dass das Ganze zum Spiel mit Ihren Gefühlen wird. Suchen Sie in einem ruhigen Moment das offene Gespräch.
Nur so können Sie herausfinden, was hinter dem distanzierten Verhalten Ihres Partners steckt. Wichtig ist, Ihr Gegenüber nicht mit Ansprüchen und Wünschen zu überfrachten. Denn das könnte schlimmstenfalls nur dazu führen, dass er oder sie sich noch weiter zurückzieht.
Warum ist Distanz in einer Beziehung wichtig?
Manche Paare behaupten von sich, gar nicht ohne den anderen sein zu wollen und zu können. Das Thema Nähe und Distanz führt bei ihnen also kaum zu Konflikten. Wenn beide sich darin einig sind, kann diese Art von Symbiose ein funktionierendes Beziehungsmodell sein. Das gilt allerdings nur für die wenigsten Paare.
Ist Distanz in einer Beziehung normal?
Für die meisten von uns ist es eine erfüllende, bestärkende Erfahrung, sich selbst immer wieder als Individuum wahrzunehmen – einer Tätigkeit nachzugehen, individuelle Hobbys zu pflegen oder in Diskussionen die eigene Meinung zu vertreten. Und es sollte selbstverständlich sein, dem Partner das Gleiche zuzugestehen.
Kann Distanz Nähe schaffen?
Definitiv ja! Ab und zu auf Distanz zu gehen, hält eine Beziehung sprichwörtlich frisch. Es sorgt für Gesprächsstoff und Inspiration. Der Partner bleibt spannend und es fühlt sich intensiver an, gerade aus der Distanz heraus wieder aufeinander zuzugehen und dann die Nähe zueinander zu spüren. Das betrifft natürlich insbesondere auch die Sexualität.
12 Anzeichen für ein Nähe-Distanz-Problem
Wenn Sie in letzter Zeit häufig über Kleinigkeiten mit Ihrem Partner in Streit geraten, kann ein größerer Konflikt darunter liegen. Folgende Anzeichen können dafür sprechen, dass es sich um ein Nähe-Distanz-Problem handelt:
- Sie fühlen sich von Ihrem Partner vernachlässigt.
- Sie fühlen sich von Ihrem Partner eingeengt.
- Wenn Ihr Partner unterwegs ist, fällt es Ihnen schwer, die Zeit sinnvoll zu verbringen, Ihre Gedanken kreisen um die andere Person.
- Wenn Sie Zeit ohne Ihren Partner verbringen möchten, geht das oft nur nach Diskussionen mit schlechtem Gewissen. Es fällt Ihnen dadurch schwer, die freie Zeit zu genießen.
- Ihr Partner ist für längerfristige Planungen nicht verfügbar und möchte sich alles offenhalten.
- Ihr Partner macht gemeinsame Pläne und sagt Verabredungen zu, ohne Sie zu fragen.
- Sie sind in Versuchung, Taschen oder Handys Ihres Partners zu kontrollieren, um Erklärungen für sein Verhalten zu finden.
- Sie haben das Gefühl, sich ständig rechtfertigen zu müssen.
- Sie haben Angst, dass Ihr Partner Sie verlässt.
- Sie fühlen sich angesichts der vielen Erwartungen Ihres Partners überfordert.
- Ihre Sehnsucht nach Nähe ist permanent präsent und wächst möglicherweise sogar.
- Sie versuchen immer öfter, Nähe zu vermeiden.
Das Streben nach Nähe und Distanz darf nicht zwanghaft sein
Wenn Sie bemerken, dass das Streben nach Nähe oder Abstand bei Ihnen bzw. Ihrem Partner zwanghafte Züge annimmt, ignorieren Sie die Signale nicht und bleiben Sie damit keinesfalls allein.
Eine Beratung oder Therapie kann hier helfen, das Problem anzugehen, Lösungen zu erkennen und sich in kleinen, machbaren Schritten auf eine harmonische Beziehung mit ausreichend Freiraum und Nähe für beide Lebenspartner hinzubewegen.
Ich berate Sie gern in meiner Praxis in München persönlich oder in einer Online-Sprechstunde
Wie entsteht aus Nähe und Distanz ein Problem in den Phasen einer Beziehung?
Eine lange Beziehung ist wie eine Reise, ein Wechselspiel, bei dem es unterschiedliche Phasen gibt. Phasen, in denen uns mal alles leicht fällt und mal schwerer. In denen wir gemeinsam Erfolge feiern und Misserfolge hinnehmen müssen. In denen wir mal schwach sind und mal stark. Phasen von Ungleichgewicht und von Balance.
Und dementsprechend ändert sich auch, wie sehr wir unseren Lebenspartner brauchen und wie sehr wir uns Nähe oder Distanz wünschen. Situationen und Gefühle können immer wieder kippen.
Nähepartner und Distanzpartner – das Ungleichgewicht
Vielleicht wollten Sie in der ersten Phase Ihrer Verliebtheit beide ganz viel Zweisamkeit. Hat sich das geändert?
Möglicherweise ist es im Moment gerade Ihr Lebenspartner, der auf Distanz geht, und Sie selbst die Person, die sich eigentlich nach Nähe sehnt. Das schmerzt und strengt an. Aber auch dieses Ungleichgewicht kann wieder vergehen, wenn es Ihnen gelingt, Ruhe zu bewahren und in Ihrem Alltag an anderen Stellen nach Erfüllung zu suchen. So spürt Ihr Partner zum einen, dass sein Distanzbedürfnis erfüllt wird, aber zum anderen auch, dass er sich wieder stärker um Sie und Ihre Aufmerksamkeit bemühen muss.
Was sind die Folgen des Nähe-Distanz-Problems?
Die Folgen des Nähe-Distanz-Problems sind zu viel Druck auf der einen Seite und enttäuschte Gefühle und Bedürfnisse auf der anderen. In der Konsequenz gibt es oft Schuldzuweisungen und Streit. Schlimmstenfalls scheitert die Partnerschaft daran.
Meistens zieht sich eine Person früher oder später zurück. Das muss nicht unbedingt der Lebenspartner sein, dessen Autonomie-Bedürfnis größer ist. Auch der Partner, der sich mehr Nähe wünscht, hat möglicherweise irgendwann genug von dem problematischen Beziehungsmuster und gibt aus Selbstschutz auf. Ohne professionelle Unterstützung in Form von Einzelsitzungen, einer Paarberatung oder Paartherapie können Paare den Konflikt meistens nicht lösen.
Wie findet man wieder die Balance in einer Beziehung?
Egal, auf welcher Seite Sie stehen, ob Sie sich nach mehr Nähe sehnen oder nach mehr Luft zum Atmen – gemeinsam, aber auch allein können Sie etwas dafür tun, Ihre Beziehung wieder in Balance zu bringen.
Lösungsstrategien – 9 Tipps, um das Problem zu überwinden
- Der erste Schritt, um das Problem zu lösen, ist radikale Ehrlichkeit mit Ihnen selbst. Wenden Sie den Blick von dem unschönen Verhalten Ihres Partners auf Ihre Gedanken und Gefühle.
- Nehmen Sie sich Zeit, um herauszufinden, woher das Ungleichgewicht kommt. Was ist der Hintergrund Ihrer Sehnsucht nach Nähe? Oder warum zieht es Sie gerade hinaus in die Welt – und weg von Ihrem Lebenspartner?
- Überprüfen Sie Ihre Gefühle in Hinblick auf die Beziehung. Ist da noch Liebe? Möchten Sie an der Beziehung festhalten? Welche Grenzen dürfen dabei nicht überschritten werden?
- Überlegen Sie, was sich ändern müsste, damit Sie wieder glücklicher sind. Schauen Sie dabei nicht nur auf das Verhalten Ihres Partners, sondern auch darauf, was Sie selbst in der Hand haben, um das Problem zu bewältigen.
- Wenn Sie der Mensch sind, der sich nach Nähe sehnt, versuchen Sie Ihren Lebenspartner ein Stück weit loszulassen. Tun Sie etwas für sich. Etwas, das sie glücklich und stolz macht und Ihre Gedanken von der Konfliktsituation ablenkt. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Selbstliebe. Geben Sie sich einige Wochen und schauen Sie, was passiert.
- Wenn Sie der Mensch sind, der im Moment mehr Freiraum braucht, überlegen Sie, was Sie tun können, damit Ihr Partner sich bei Ihnen trotzdem gesehen und sicher fühlt. Das kann eine Date-Night pro Woche sein oder kleine Zettel mit Liebesbotschaften im Alltag. Versuchen Sie einige Wochen lang, Ihre Liebe auf eine für Sie machbare und angenehme Art und Weise zu zeigen. Schauen Sie, was sich verändert.
- Wenn eine positive Entwicklung eingetreten ist, machen Sie einfach so weiter. Reflektieren Sie dabei regelmäßig, wie kleine, alltägliche Dinge Ihnen helfen, bei sich zu bleiben und Ihrem Partner gleichzeitig etwas Gutes zu tun.
- Wenn keine positive Veränderung eintritt, suchen Sie das Gespräch. Statt Vorwürfe sollten Sie Ich-Botschaften formulieren (“Ich wünsche mir”, “Mich schmerzt, dass”) und vor allem viele Fragen stellen. Überlegen Sie gemeinsam, wann und warum das Problem erstmals aufgetreten ist.
- Besprechen Sie, was Ihnen beiden in dieser Situation gut tun würde. Schreiben Sie dazu am besten eine Liste mit Dos und Don’ts für sich und Ihren Partner. Wichtig ist, dass alle Punkte keine Vorgaben, sondern Kompromisse sind, denen Sie Ihrem Gefühl nach beide zustimmen können. Sie werden vielleicht nicht alles gleich umsetzen. Deshalb markieren Sie farblich Prioritäten. Probieren Sie es aus und reflektieren Sie nach etwa einem Monat, wie sich die Dynamik zwischen Ihnen entwickelt hat.
Was tun, wenn sich der Nähe-Distanz-Konflikt nicht lösen lässt?
Kommen Sie aufgrund der Probleme allein nicht weiter, suchen Sie sich Unterstützung, damit Ihre Liebe weiterhin eine Chance hat. Als Psychotherapeut und Paartherapeut in München helfe ich Ihnen, wieder zueinanderzufinden und Ihre Beziehung in Balance zu bringen.
Falls Ihr Lebenspartner dafür im Moment noch nicht offen sein sollte, kommen Sie gern auch allein. Einzelsitzungen können dabei helfen, mit schwierigen Beziehungsphasen konstruktiv umzugehen und Ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
Erstellungsdatum:
24.09.2024
Autor:
Markus Breitenberger, Paartherapeut in München seit mehr als 25 Jahren.