Kurz zusammengefasst
- Methotrexat ist im Rahmen der Chemotherapie ein bewährtes Mittel gegen bestimmte Krebserkrankungen sowie – in niedriger Dosis – ein wichtiges Basismedikament gegen rheumatoide Arthritis, Schuppenflechte (Psoriasis) und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen.
- Je nach Dosierung wirkt Methotrexat entweder zellteilungshemmend (hohe Dosierung) oder aber dämpfend auf das Immunsystem sowie entzündungshemmend (niedrige Dosierung).
- Wichtig bei der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, Psoriasis oder chronisch-entzündlichen Erkrankungen: Methotrexat darf nur einmal pro Woche an einem bestimmten Tag eingenommen werden.
- Die Wirkung von Methotrexat stellt sich allmählich ein: In der Regel verspüren zum Beispiel Rheuma-Patienten eine Besserung nach vier bis acht Wochen.
- Methotrexat wird sowohl zur Behandlung von Kindern (ab drei Jahren) und Jugendlichen als auch von Erwachsenen eingesetzt.
- Bei richtiger Dosierung und Anwendungshäufigkeit – insbesondere, wenn Methotrexat als Basismedikament zum Einsatz kommt -, ist das Medikament im Allgemeinen gut verträglich. Zur Vorbeugung bzw. Milderung von Nebenwirkungen wird (zeitlich versetzt) Folsäure verabreicht.
- Schwangere und Stillende ebenso wie Patienten mit einem geschwächten Immunsystem oder mit einer schweren Nieren- bzw. Leberfunktionsstörung dürfen kein Methotrexat einnehmen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Methotrexat?
Methotrexat (MTX) ist ein verschreibungspflichtiger Arzneistoff, der zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika (Antimetabolite) gehört und seit den 1950er Jahren zur Anwendung kommt.
Wegen seiner zellhemmenden Eigenschaften wurde Methotrexat zunächst vor allem als medikamentöse Hochdosis-Therapie bei bestimmten Krebserkrankungen eingesetzt, um das Tumorwachstum zu blockieren. Später entdeckte man, dass Methotrexat auch überschießende Immunreaktionen reguliert und damit entzündungshemmend wirkt, wenn das Mittel in einer niedrigeren Dosierung verabreicht wird.
Inzwischen ist Methotrexat seit mehr als 30 Jahren ein wichtiges Basismedikament der Langzeittherapie von entzündlichen Autoimmunerkrankungen, allen voran von rheumatoider Arthritis und Schuppenflechte (Psoriasis).
Zahlreiche Studien bestätigen dem Medikament für diese Indikationen eine hohe Wirksamkeit, das gilt sowohl für die Behandlung von Erwachsenen als auch für die Behandlung von Kindern.
Anwendungsgebiete von Methotrexat
In der EU ist Methotrexat für folgende Anwendungsgebiete zugelassen:
- Als zumeist hochdosiertes Zytostatikum im Rahmen einer Chemotherapie zur Behandlung von verschiedenen Krebserkrankungen. Hierfür wird Methotrexat oft mit anderen Antikrebsmitteln kombiniert. Zu den bösartigen Erkrankungen, die mit Methotrexat behandelt werden, gehören zum Beispiel Krebserkrankungen des blutbildenden Systems (akute lymphatische Leukämie, ALL) und des lymphatischen Systems (Non-Hodgkin-Lymphome), aber auch Karzinome im Kopf-Hals-Bereich, Brustkrebs oder Knochenkrebs (Osteosarkom).
- Als niedrig dosierter Immunmodulator zur Therapie von Autoimmunerkrankungen und hier vor allem als Basismedikament zur langfristigen Behandlung von rheumatoider Arthritis und Schuppenflechte (Psoriasis).
Bei den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kommt Methotrexat vor allem in der Therapie von Morbus Crohn zum Einsatz. Colitis ulcerosa wird seltener und wenn dann „off label“ mit Methotrexat behandelt, da Methotrexat für diese Erkrankung nicht offiziell zugelassen ist.
MTX bei Rheuma
Trotz der Etablierung einiger neuer Wirkstoffe ist Methotrexat weiterhin das weltweit am häufigsten eingesetzte Basismedikament der Rheumabehandlung (auch Disease Modifying Anti Rheumatic Drug, kurz DMARD, genannt) – das gilt sowohl für rheumatoide Arthritis im Erwachsenenalter wie auch für die juvenile Form der Arthritis im Kindes- und Jugendalter.
Zahlreiche Studien belegen, dass Methotrexat nicht nur die Symptome lindert, sondern den Krankheitsverlauf direkt beeinflusst, indem es die autoimmunbedingten Entzündungsprozesse effektiv eindämmt. Auf diese Weise trägt Methotrexat wesentlich dazu bei, bleibende Schäden an Gelenken und Organen zu verhindern.
Ab wann MTX bei Rheuma?
Idealerweise wird Methotrexat möglichst bald nach der Diagnose verordnet, um so eine Remission, also den Stillstand der Rheumaerkrankung, zu erreichen. Um die Krankheitsruhephase (Remissionserhaltung) möglichst zu erhalten, wird meist eine langfristige Therapie mit dem Basismedikament angestrebt.
Methotrexat als Spritze oder als Tablette?
Verschiedene Rheumastudien legen nahe, dass Methotrexat als Spritze besser wirkt als in Tablettenform. Dennoch hat auch die orale Einnahme des Immunmodulators einen hohen therapeutischen Nutzen.
Die Leitlinie „Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten“ empfiehlt, bei bestätigtem Verdacht einer rheumatoiden Arthritis als Erstes mit einer Methotrexat-Behandlung in Tablettenform zu beginnen. Wichtig zu wissen: Es kann vier bis acht Wochen dauern, bis ein spürbarer therapeutischer Effekt einsetzt. In dieser Zeit kann es deshalb notwendig sein, ein anderes Medikament (Kortison) zur Überbrückung einzunehmen („Brückenmedikation“).
Was wenn MTX bei Rheuma nicht hilft?
Bleibt eine Besserung drei Monate nach Therapiebeginn aus, wird im nächsten Schritt die Dosis von Methotrexat erhöht oder das Methotrexat wird gespritzt. Einigen Rheumapatienten helfen jedoch auch diese Maßnahmen nicht. Dann wird Methotrexat mit einem anderen Medikament kombiniert.
Konnte nach sechs Monaten das Therapieziel „Remission“ nicht erreicht werden, sieht die Leitlinie eine Änderung der medikamentösen Therapie vor, etwa eine Kombinationstherapie von Methotrexat und einem biologischen DMARD (Biological oder Biologika), oder auch ein Wechsel auf andere Medikamente.
Wer darf MTX nicht einnehmen?
Ein Grund, ganz auf die Einnahme von Methotrexat zu verzichten und es gegen ein anderes klassisches Basismedikament (etwa Leflunomid oder Sulfasalazin) auszutauschen, sind zum Beispiel Unverträglichkeitsreaktionen und andere Kontraindikationen wie eine eingeschränkte Nierenfunktion oder ein Leberschaden. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit dürfen rheumakranke Frauen das Medikament nicht einnehmen.
Die richtige MTX-Dosis bei Rheuma
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt für die Rheumatherapie einen anfänglichen Dosisbereich von 7,5 bis 25 mg pro Woche an.
Wichtig: Methotrexat darf nur einmal pro Woche am selben Tag eingenommen werden. Andernfalls drohen schwere Vergiftungserscheinungen, die im Extremfall tödlich enden können.
Folsäure und MTX bei Rheuma
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) empfiehlt Rheumapatienten, 24 Stunden nach der Methotrexat-Anwendung 5 bis 10 Milligramm Folsäure einzunehmen, um so einerseits einem Folsäuremangel vorzubeugen und andererseits mögliche Nebenwirkungen zu mildern.
MTX bei Psoriasis
Methotrexat wird seit vielen Jahren zur Behandlung der Schuppenflechte (Psoriasis) eingesetzt – und bis heute ist es das Mittel der Wahl, wenn ein mittelschwerer oder schwerer Krankheitsverlauf eine innerliche Behandlung erfordert, um die autoimmunbedingten Entzündungsreaktionen wirksam zu bekämpfen. Ein weiteres häufiges Einsatzgebiet ist die Psoriasis-Arthritis, bei der das Entzündungsgeschehen nicht nur die Haut, sondern auch die Gelenke betrifft.
Die richtige MTX-Anwendung bei Psoriasis
Methotrexat darf nur einmal pro Woche immer am gleichen Tag zur Anwendung kommen, entweder als Tablette oder als Lösung zum Spritzen, zum Beispiel unter die Haut (subkutane Injektion). Die Umsetzung der Therapie erfolgt in der Regel in Stufen, beginnend mit einer Induktionstherapie, bei der die wöchentliche Dosis schrittweise erhöht wird, der eine Langzeittherapie mit gleich bleibender Dosierung erfolgt.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfiehlt für die Psoriasis-Therapie eine anfängliche Methotrexat-Dosis von 10 bis 25 Milligramm pro Woche, eine Dosierung von 30 Milligramm pro Woche sollte laut BfArM nicht überschritten werden.
In der Regel verspüren die Patienten eine Besserung nach vier bis acht Wochen. Ist dies der Fall und wird die Behandlung gut vertragen, spricht nichts dagegen, die Einnahme fortzusetzen. Oft kann mit der Zeit die Dosis verringert werden.
Folsäure und MTX bei Psoriasis
Zur Milderung der Nebenwirkungen und zur Vorbeugung eines Folsäuremangel wird empfohlen, 24 Stunden nach der Methotrexat-Tablette oder -Spritze 5 Milligramm Folsäure einzunehmen.
Folsäure 800, 60 Kapseln
Täglich 1 Kapsel mit viel Flüssigkeit zu einer Mahlzeit einnehmen. Das essentielle Vitamin Folsäure ist dank seiner Aktivform für jeden gut verfügbar.
MTX bei CED (entzündlichen Darmerkrankungen): Morbus Crohn und Colitis Ulcerosa
In der Therapie der beiden chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) Morbus Crohn und Colitis ulcerosa erfolgt die Anwendung von niedrig dosiertem Methotrexat teilweise als „off label“, insbesondere bei Colitis ulcerosa.
Bei einem „Off-Label-Use“ muss der Patient der Therapie ausdrücklich zustimmen. Therapieziel ist, das Fortschreiten der Entzündung und die Zerstörung des Darmgewebes aufzuhalten, akute Schübe zu vermeiden und eine langfristige Verbesserung der Erkrankung zu erreichen.
Die richtige MTX-Anwendung bei CED
Methotrexat darf nur einmal pro Woche an einem vorab festgelegten Tag eingenommen werden, entweder als Tablette oder als Injektionslösung, die unter die Haut oder in den Muskel gespritzt wird. Zudem kann Methotrexat mit anderen Medikamenten kombiniert werden.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gibt speziell für Morbus Crohn eine Dosierung von 25 Milligramm Methotrexat pro Woche an. Die Wirkung setzt vier bis acht Wochen nach Therapiebeginn ein.
Zur Vorbeugung eines Folsäuremangels und zur Milderung möglicher Nebenwirkungen wird empfohlen, 5 Milligramm Folsäure etwa 24 Stunden nach der Methotrexat-Anwendung einzunehmen.
MTX bei Krebs
In der Krebstherapie nimmt Methotrexat seit Jahrzehnten einen wichtigen Stellenwert ein. Der Arzneistoff kommt im Rahmen der Chemotherapie zur Anwendung, oft in Kombination mit anderen Zytostatika. Dabei macht man sich die zellteilungshemmenden Fähigkeiten von Methotrexat zunutze, um die Teilung von Tumorzellen und damit das Wachstum des Tumors zu bremsen.
Hierfür wird Methotrexat meist in hohen Dosen verabreicht, die pro Quadratmeter Körperoberfläche berechnet werden und dann in der Regel als intravenöse Infusion verabreicht werden. Das jeweilige Behandlungsschema wird individuell festgelegt.
Bei Krebserkrankungen wie der akuten lymphatischen Leukämie, die über einen längerem Zeitraum mit Methotrexat behandelt werden müssen, wird der Wirkstoff in der Regel einmal pro Woche als Tablette in einer deutlich niedrigeren Dosierung eingenommen.
Um Nebenwirkungen zu mildern, erfolgt parallel zur Methotrexat-Behandlung eine Folsäure-Behandlung, meist ebenfalls als Infusion.
Richtige Anwendung von Methotrexat
Je nach therapeutischem Einsatzgebiet unterscheiden sich die Dosierungsempfehlungen und Anwendungsschemata von Methotrexat erheblich. In der Therapie von Krebserkrankungen kommt Methotrexat meist hochdosiert im Rahmen einer Chemotherapie zum Einsatz.
Da diese Therapieform engmaschig von den behandelnden Ärzten überwacht wird, kann bei Bedarf die Dosis wie auch das Anwendungsintervall im Therapieverlauf immer wieder angepasst werden.
Anders verhält es sich, wenn Methotrexat zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird. Hier wird das Medikament als Low‐dose‐Therapie eingesetzt und vom Patienten selbständig einmal pro Woche zu Hause eingenommen.
Die Beschränkung der Einnahme auf einmal pro Woche ist zwingend notwendig: Wird das Medikament fälschlicherweise täglich anstatt nur einmal wöchentlich angewendet, sind schwerwiegende Nebenwirkungen die Folge – unter Umständen mit tödlichem Ausgang.
Deshalb sieht das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Einklang mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) seit Ende 2019 verschiedene Maßnahmen vor, mit denen eine Überdosierung vermieden werden soll.
Dazu gehört zum Beispiel, dass die Patienten von ihrem Arzt über die Besonderheit der wöchentlichen Einnahme genau informiert werden, sie über mögliche frühe Anzeichen und Symptome einer Überdosierung aufgeklärt und mit ihnen besprochen wird, was in einem solchen Notfall zu tun ist.
Eine Patientenkarte und sichtbare Warnhinweise auf der Umverpackung des Arzneimittels zielen ebenfalls darauf ab, das Risiko für Anwendungsfehler zu verringern.
Wichtig ist außerdem:
- Regelmäßige Kontrolluntersuchungen, bei denen auch die Blutwerte bestimmt werden.
- Während der Methotrexatbehandlung sollte möglichst kein Alkohol getrunken werden.
- Steht die Einnahme eines neuen Medikaments an, muss mit dem Arzt besprochen werden, ob es zu Wechselwirkungen mit der Methotrexat-Therapie kommen könnte.
MTX-Therapie: wie lange?
Methotrexat eignet sich sowohl für eine zeitlich befristete Anwendung als hoch dosiertes Medikament im Rahmen der Krebsbehandlung als auch in niedrigerer Dosierung für eine langfristige Behandlung von mehreren Monaten und Jahren.
Wird Methotrexat als Medikament der Basistherapie einer entzündlichen Autoimmunerkrankung wie eine rheumatoide Arthritis oder Psoriasis eingesetzt, handelt es sich oft um eine Dauertherapie, die meist auch dann nicht beendet wird, wenn sich die Beschwerden nachhaltig gebessert haben bzw. eine Remission erreicht wurde.
Voraussetzung für die langfristige Einnahme ist, dass die Behandlung gut vertragen wird und keine Gegenanzeigen, wie zum Beispiel eine eingeschränkte Nierenfunktion oder ein Leberschaden, vorliegen.
Wann MTX absetzen bei Kindern mit Rheuma?
Für Kinder, die aufgrund ihrer Rheumaerkrankung mit Methotrexat behandelt werden müssen, sind die Belastungen durch die Nebenwirkungen besonders groß. Deshalb bemühen sich die Kinderheumatologen, die Therapie so kurz wie möglich zu halten, ohne einen Rückfall zu riskieren.
Helfen kann bei der Entscheidung der Blick auf drei Biomarker, die vor einigen Jahren von einem Forscherteam des Universitätsklinikum Münster identifiziert wurden: Sind die Werte von Calprotectin, Calgranulin und hoch-sensitivem C-reaktiven Protein (hsCRP) erhöht, sollten die Ärzte besser erst einmal auf ein Absetzen von Methotrexat verzichten, da ein erhöhtes Risiko für einen Rückfall besteht.
Andererseits kann es trotzdem zu einem erneuten Aufflammen der Erkrankung kommen, auch wenn diese Werte im Normbereich liegen.
Außerdem konnte das Forscherteam aufzeigen, dass die Methotrexat-Behandlung bei Kindern, die bereits eine Remission erreicht haben, auf sechs Monate begrenzt werden kann.
Ob die Biomarker auch für Erwachsene in Remissionsphasen vorhersagen, wie sie auf ein Absetzen von Methotrexat reagieren, wird derzeit untersucht.
Wirkungsweise von Methotrexat
Methotrexat (MTX) ist ein künstlich hergestellter Arzneistoff aus der Klasse der sogenannten Folsäure-Antagonisten (Antagonist = Gegenspieler). Er ist in seiner Struktur der Folsäure sehr ähnlich, die wesentlich an der Zellteilung und damit Zellneubildung beteiligt ist.
Damit Folsäure diese Aufgabe erfüllen kann, muss sie im Körper mithilfe des Enzyms Dihydrofolatreduktase in eine biologisch aktive Form umgewandelt werden. Die Wirkung von Methotrexat beruht auf der Hemmung dieses Schlüsselenzyms. Dadurch greift der Wirkstoff direkt in den Zellzyklus ein und bremst so die Zellteilung.
Aufgrund dieses zellteilungshemmenden Effekts kann Methotrexat therapeutisch auf verschiedene Weise genutzt werden: als Zytostatikum in der Krebstherapie zur Bekämpfung von Krebszellen, aber auch als Immunmodulator, der dämpfend auf das Immunsystem und entzündungshemmend wirkt und so den Verlauf von einigen Autoimmunerkrankungen günstig beeinflussen kann.
Wichtig zu wissen ist, dass sich die Dosierungsempfehlungen wie auch die Anwendungsintervalle von Methotrexat je nach therapeutischem Einsatzgebiet erheblich voneinander unterscheiden.
Was ist schlimmer: Kortison oder MTX?
Kortison und Methotrexat sind beides wichtige Medikamente, um entzündungsbedingte Symptome einer Autoimmunerkrankung wie der rheumatoiden Arthritis oder Psoriasis wirksam zu behandeln. Während Kortison jedoch möglichst kurzzeitig gegeben wird, weil eine langfristige Einnahme das Risiko für die Entstehung von Herz- und Gefäßerkrankungen, Diabetes, Cushing-Syndrom oder Osteoporose erhöht, eignet sich Methotrexat gut als Basismedikament für eine langfristige Behandlung.
Auch wenn Methotrexat ebenfalls Nebenwirkungen haben kann, kommen zahlreiche Studien zu dem Schluss, dass der Arzneistoff bei richtiger Anwendung insgesamt ein sicheres Medikament ist, bei dem die Gefahr für irreparable Spätfolgen gering ist.
Die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) empfiehlt, Kortison zeitlich befristet, zum Beispiel zur Linderung eines akuten Krankheitsschubs oder zur kurzzeitigen Überbrückung einzusetzen, etwa wenn bei einer begonnen Methotrexat-Behandlung gewartet werden muss, bis die gewünschte Wirkung eintritt. Lässt sich der Einsatz von Kortison nicht vermeiden, sollte die Dosis so rasch wie möglich in den Low-dose-Bereich reduziert werden.
Nebenwirkungen von Methotrexat
Die meisten Nebenwirkungen einer Methotrexat-Therapie (Kopfschmerzen, Schwindel, Husten, Appetitlosigkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Infektanfälligkeit u.a.) sind vorübergehend und können mit geeigneten Maßnahmen (zum Beispiel Medikamente gegen Übelkeit, die Gabe von Folsäure etc.) gemildert werden.
Sehr selten kommt es vor, dass sich Nebenwirkungen selbst dann nicht mehr vollständig zurückbilden, wenn die Methotrexat-Behandlung beendet wurde.
Auch schwerwiegende bzw. potenziell tödliche Nebenwirkungen sind möglich. Meist sind sie auf Anwendungsfehler zurückzuführen, etwa wenn das Medikament im Rahmen einer Low-dose-Therapie zu oft eingenommen wird.
Wann ist ärztliche Hilfe nötig bei MTX-Einnahme?
Grundsätzlich gilt: Wenn man den Verdacht hat, dass es sich bei neu auftretenden Symptomen um Nebenwirkungen der Methotrexat-Behandlung handeln könnte, sollte man sich umgehend an den behandelnden Arzt wenden. Wichtig ist zudem, die Kontrolluntersuchungen wahrzunehmen, die vor allem in den ersten ein bis drei Monaten nach Therapiebeginn unverzichtbar sind.
Die Liste der Nebenwirkungen, wie sie auf den Beipackzetteln zu finden sind, ist lang. Dabei gilt es jedoch zu unterscheiden zwischen sehr häufig (kann mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen) und sehr selten (kann bis zu 1 von 10.000 Behandelten betreffen) auftretenden Nebenwirkungen.
Dass die häufigen Nebenwirkungen zwar unangenehm, jedoch nur selten schwerwiegend sind, wurde durch eine kürzlich veröffentlichte Forschungsarbeit bestätigt, für die Wissenschaftler der University of Manchester und des NIHR Manchester Biomedical Research Centre (BRC) ein Jahr lang mehr als 1000 Patienten in ihrem ersten Jahr der Methotrexat-Behandlung begleitet haben.
Häufige Nebenwirkungen unter Methotrexat
Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen (vor allem innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach Gabe von Methotrexat).
Ebenfalls häufig treten Entzündungen und Geschwüre im Mund- und Rachenraum, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Benommenheit, aber auch Hautausschläge und Haarausfall (wächst in der Regel nach Beendigung der Therapie wieder nach) auf.
Dass die häufigen Nebenwirkungen zwar unangenehm, jedoch nur selten schwerwiegend sind, wurde durch eine kürzlich veröffentlichte Forschungsarbeit bestätigt, für die Wissenschaftler der University of Manchester und des NIHR Manchester Biomedical Research Centre (BRC) ein Jahr lang mehr als 1000 Patienten in ihrem ersten Jahr der Methotrexat-Behandlung begleitet haben.
Seltene Nebenwirkungen unter Methotrexat
Zu den eher seltenen, jedoch schwerwiegenderen Nebenwirkungen gehört zum Beispiel eine Anfälligkeit für Infektionen, etwa für eine Lungenentzündung oder Gürtelrose.
Eine Verminderung der Knochenmasse (Osteoporose) kann ebenfalls eine unerwünschte Begleiterscheinung sein.
Fieber in Kombination mit grippeähnlichen Symptomen wie Halsschmerzen, einem allgemeinen Krankheitsgefühl, starker Müdigkeit und/oder kleinen roten Punkten auf der Haut können auf eine schwere Störung des Knochenmarks hinweisen, die umgehend behandelt werden muss.
Zeigt eine Laboruntersuchung eine deutlich erniedrigte Anzahl an weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Blutplättchen (Thrombozyten) und/oder roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut an, weist dies ebenfalls auf eine Schädigung des Knochenmarks (Knochenmarksdepression) hin.
Auch ein Anstieg der Nieren- und/oder Leberwerte ist möglich. Bleiben sie konstant erhöht oder steigen sie weiter an, muss die Therapie unterbrochen bzw. beendet werden, denn dann könnte sich eine Nierenfunktionsstörung oder ein Leberschaden entwickelt haben.
MTX-Nebenwirkungen: Gewichtszunahme
Methotrexat ist eigentlich ein eher gewichtsneutrales Medikament. Dennoch ist zu beobachten, dass einige Patienten unter Methotrexat abnehmen, und andere dagegen deutlich zunehmen. Ein Gewichtsverlust lässt sich möglicherweise damit erklären, dass zu den Nebenwirkungen einer Behandlung mit Methotrexat auch Appetitmangel gehört.
Dagegen haben Untersuchungen bislang keinen schlüssigen Zusammenhang zwischen Methotrexat und einer Gewichtszunahme aufzeigen können. Manchmal lässt sich ein höheres Körpergewicht auch mit Flüssigkeitsansammlungen erklären, die gelegentlich als Begleiterscheinung einer Methotrexat-Behandlung auftreten können.
MTX-Nebenwirkungen: Augen
Nebenwirkungen an den Augen infolge einer Behandlung mit Methotrexat sind selten. So berichten Patienten vor allem im Anschluss an eine Methotrexat-Infusion im Rahmen einer Chemotherapie von einem Brennen oder von Schmerzen in beiden Augen. In der Regel verschwinden diese Beeinträchtigungen jedoch nach einigen Stunden wieder.
Aber auch als unerwünschte Wirkung einer niedrig dosierten Methotrexat-Behandlung können die Augen in Mitleidenschaft gezogen werden. Eine Bindehautentzündung oder plötzlich auftretende Sehstörungen wie verschwommenes Sehen oder Schleiersehen treten zwar sehr selten auf, müssen aber umgehend ärztlich abgeklärt werden.
MTX-Nebenwirkungen: Psyche
Manchmal kommt es vor, dass Patienten, die mit Methotrexat behandelt werden, unter Stimmungsschwankungen leiden oder sogar eine manifeste Depression entwickeln. Nicht immer lässt sich zweifelsfrei klären, ob die psychische Beeinträchtigung durch den Wirkstoff selbst oder durch den hohen Leidensdruck ausgelöst wird, den eine Krebserkrankung oder auch eine unheilbare Autoimmunerkrankung wie rheumatoide Arthritis oder Schuppenflechte zwangsläufig mit sich bringt.
Wichtig ist, den behandelnden Arzt darüber zu informieren, wenn man sich psychisch stark belastet fühlt, gegebenenfalls macht es Sinn, die Dosis zu reduzieren.
Spätfolgen von Methotrexat
Grundsätzlich ist die niedrig dosierte Therapie mit Methotrexat eine langfristige Therapie, die nur dann beendet wird, wenn sie nicht (mehr) erfolgreich ist oder wenn bedeutende Nebenwirkungen auftreten. Auch wenn die Liste der unerwünschten Wirkungen lang ist, sind Spätfolgen bei richtiger Anwendung selten.
Wichtig ist, dass die Therapie unter ärztlicher Aufsicht angepasst bzw. beendet wird, wenn schwerwiegende Komplikationen wie zum Beispiel Organschädigungen (etwa der Nieren, Leber, Lunge) oder die Entstehung einer Osteoporose drohen.
Dies setzt regelmäßige Kontrolluntersuchungen voraus, sodass der Arzt mögliche Alarmzeichen rechtzeitig erkennen kann.
Der Wirkstoff Methotrexat schädigt sowohl das Ungeborene als auch den Säugling. Deshalb darf Methotrexat weder in der Schwangerschaft noch in der Stillzeit eingenommen werden. Wenn eine Schwangerschaft geplant ist, sollte Methotrexat abgesetzt und dann drei Monate lang sicher verhütet werden, das gilt auch für Männer, die regelmäßig Methotrexat einnehmen.
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Erstellungsdatum:
10.05.2022
Autoren:
Markus Breitenberger, Heilpraktiker in eigener Praxis seit über 25 Jahren. Behandelt schwerpunktmäßig Menschen mit Autoimmunerkrankungen wie Rheumatoider Arthritis, Psoriasis und Morbus Crohn. Autor von 2 Büchern zum Thema Autoimmunerkrankungen und zahlreichen medizinischen Fachartikeln.
Dr. Nicole Schaenzler, Philologin und Medizinjournalistin. Herausgeberin eines Gesundheitsmagazins und Fachautorin zahlreicher Bücher zu medizinischen Themen.
Quellen:
Leitlinie „Therapie der rheumatoiden Arthritis mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten“ (Stand: März 2018)
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ (Stand: August 2021)
Leitlinie „Colitis ulcerosa – Living Guideline“
Leitlinie “Therapie der Psoriasis vulgaris“
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. (DGRh)
Ahmad A. Sherbini, James M. Gwinnutt, Kimme L. Hyrich, Susanne MM Verstappen: Raten und Prädiktoren von Methotrexat-bedingten unerwünschten Ereignissen bei Patienten mit früher rheumatoider Arthritis: Ergebnisse einer landesweiten britischen Studie. In: Rheumatology (2022). doi.org/10.1093/rheumatology/keab917