Um zur Diagnose “Fibromyalgie-Syndrom” zu gelangen, müssen andere Erkrankungen, die ganz ähnliche Beschwerden hervorrufen können, durch gezielte Untersuchungen sicher ausgeschlossen werden. Dazu gehören etwa chronisch-entzündliche, Weichteilrheuma bzw. Rheuma und andere Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, bei denen zum Beispiel oft die Entzündungswerte (CRP-Wert) erhöht sind, aber auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, der mit hohen Blutzuckerspiegeln einhergeht, oder eine autoimmunbedingte Unterfunktion der Schilddrüse. Allerdings: Mit herkömmlichen Untersuchungen wie der Bestimmung von Laborwerten oder dem Einsatz von bildgebenden Verfahren lässt sich ein Fibromyalgiesyndrom nicht feststellen. Im Gegenteil: Typischerweise sind bei diesem Krankheitsbild sämtliche Untersuchungsergebnisse unauffällig.
Deshalb stützte sich die Diagnose lange Zeit auf eine Methode, bei der der Therapeut gezielt eine erhöhte Druck- beziehungsweise Schmerzempfindlichkeit an bestimmten Stellen des Körpers, den 18 sogenannten Tenderpoints, überprüfte. Diese Druckpunkte befinden sich im Bereich der Muskeln und deren Ansätze beziehungsweise an den Übergängen der Sehnen. Konnte an mindestens 11 dieser Druckpunkte ein Schmerz ausgelöst werden, galt der Befund “Fibromyalgie” als gesichert.
Inhaltsverzeichnis
Welche Untersuchungen bei Fibromyalgie?
Mit herkömmlichen Untersuchungen wie der Bestimmung von Laborwerten oder dem Einsatz von bildgebenden Verfahren lässt sich ein Fibromyalgiesyndrom nicht feststellen.
Typischerweise sind bei diesem Krankheitsbild sämtliche Untersuchungsergebnisse unauffällig.
Deshalb stützte sich die Diagnose lange Zeit auf eine Methode, bei der der Therapeut gezielt eine erhöhte Druck- beziehungsweise Schmerzempfindlichkeit an bestimmten Körper-Stellen, den 18 sogenannten Tenderpoints, überprüfte. Diese Druckpunkte befinden sich im Bereich der Muskeln und deren Ansätze beziehungsweise an den Übergängen der Sehnen. Konnte an mindestens 11 dieser Druckpunkte ein Schmerz ausgelöst werden, galt der Befund “Fibromyalgie” als gesichert.
Tenderpoints untersuchen reicht nicht
Inzwischen hat sich jedoch gezeigt, dass die Untersuchung der Tenderpoints für eine eindeutige Fibromyalgie-Diagnose allein nicht ausreicht.
Fibromyalgie: Tests
Heute arbeiten viele Therapeuten daher mit speziell entwickelten Fragebögen und/oder Schmerzskizzen, die sie gemeinsam mit ihren Patienten durchgehen und die darauf abzielen, sowohl die Art als auch Häufigkeit, Dauer und Intensität der Beschwerden möglichst genau zu erfassen.
Die ermittelten Ergebnisse und Anzeichen können dann zum Beispiel anhand der sogenannten Widespread pain index (WPI) bewertet und eingeordnet werden.
Auf einer solchen Schmerzskizze sind verschiedene Körperregionen markiert, die sich bei einer Fibromyalgie durch Beschwerden bemerkbar machen.

Fibromyalgie: Typische Schmerzorte dieser Erkrankung
- Kiefer links
- Kiefer rechts
- Nacken
- Schultergürtel links
- Schultergürtel rechts
- Brustkorb
- Oberarm links
- Oberarm rechts
- Unterarm links
- Unterarm rechts
- Bauch, insbesondere der Unterbauch
- Oberer Rücken
- Unterer Rücken
- Hüfte/Gesäß links
- Hüfte/Gesäß rechts
- Oberschenkel links
- Oberschenkel rechts
- Knie links
- Knie rechts
- Unterschenkel links
- Unterschenkel rechts
- Fuß/Sprunggelenk links
- Fuß/Sprunggelenk rechts
Test-Fragen bei Fibromyalgie:
- Leiden Sie bei Druck an bzw. auf der Haut unter einer erhöhten Schmerzempfindlichkeit?
- Fühlen Sie Erschöpfung und Müdigkeit?
- Kommen Sie mit Stress schlechter als sonst zurecht?
- Gibt es am Morgen nach dem Aufstehen Auffälligkeiten?
- Leiden Sie aktuell unter psychischen Beeinträchtigungen?
- Haben Sie Probleme mit der Konzentration?
- Bestehen weitere Beschwerden: Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, häufiges Wasserlassen etc.?
- Ist Ihr Schlaf chronisch gestört?
- Sind Ihre Beschwerden bei Wetterwechseln besonders stark ausgeprägt?
- Frauen: Leiden Sie unter verstärkten Menstruationsbeschwerden?
- Fühlen Sie sich stark in Ihrer Lebensqualität beeinträchtigt?
Derartige Tests findet man inzwischen auch im Internet, mit denen man selbst überprüfen kann, ob man an der Schmerzerkrankung Fibromyalgie erkrankt ist. Diese Tests dienen jedoch lediglich als erste Orientierung und können helfen, sich gezielt auf einen Arzttermin vorzubereiten.
Den Besuch wie auch die Diagnosestellung durch einen Arzt oder Heilpraktiker, der viel Erfahrung mit Fibromyalgie hat, kann ein solcher Selbsttest jedoch nicht ersetzen.
Symptome der Fibromyalgie reichen von Schmerzen bis zur depressiven Verstimmung
Typisch für das Fibromyalgie-Syndrom ist die Bandbreite ganz unterschiedlicher Beschwerden – damit lässt sie sich von Rheuma oft schon unterscheiden.
Die Beschwerden bestehen meist gleichzeitig in verschiedenen Bereichen auf beiden Seiten des Körpers.
Zudem können die Beschwerden mal stärker, mal weniger stark auftreten, sie können anhalten, wiederkehren und/oder wandern. Häufig kommt es zu Schüben (Flares), wobei es (selten) sein kann, dass die Patienten zwischen den akuten Phasen der Krankheit weitgehend beschwerdefrei sind.
Zudem gibt es Betroffene, die nicht nur mit Schmerzen, sondern auch mit Empfindungsstörungen, zum Beispiel Taubheitsgefühle und Kribbeln in Armen oder Beinen, zu kämpfen haben.
Gestörte Schmerzverarbeitung ist typisch bei Fibromyalgie
Derzeit wird ein Erklärungsansatz diskutiert, wonach eine funktionelle Störung der zentralen Schmerzverarbeitung in Gehirn und Rückenmark der Ausgangspunkt für das Beschwerdebild des Fibromyalgiesyndroms sein könnte. Hierbei richtet sich das Augenmerk vor allem auf mögliche Veränderungen der kleinen Nervenfasern, den sogenannten small fibers.
Aber auch andere Faktoren, etwa eine veränderte Menge an bestimmten Nervenbotenstoffen wie Serotonin könnten Ausgangspunkt für die Entstehung der Krankheit sein.
Ursachen der Fibromyalgie nicht geklärt
Trotz intensiver Forschung ist die Ursache für das Fibromyalgiesyndrom nach wie vor unklar.
Fest steht, dass bei den Betroffenen die Funktion der Schmerzverarbeitung verändert ist: Offenbar genügen schon minimale Reize am Körper, wie Druck oder Wärme, die dann als Schmerz wahrgenommen werden.
Doch müssen auch noch andere Faktoren eine Rolle bei der Krankheitsentstehung spielen, denn auch psychische Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, ein Gefühl der Überforderung und Konzentrationsprobleme, aber auch Angststörungen und/oder depressive Verstimmungen gehören in den meisten Fällen zum Symptombild dazu.
Vieles spricht zum Beispiel dafür, dass eine erbliche Vorbelastung vorliegt, denn die Erkrankung tritt familiär gehäuft auf. Aber chronischer Stress und traumatische Erlebnisse und Ereignisse in der Kindheit könnten auslösende Faktoren sein.
Meist macht sich die Erkrankung jedoch erst im Erwachsenenalter bemerkbar – und dies vornehmlich bei Frauen. Männer sind seltener betroffen.
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FAQs (häufige Fragen) zu Fibromyalgie:
Wie kann ich erkennen, ob ich Fibromyalgie habe?
Betroffene, die den Verdacht haben, dass ihre Symptome durch eine Fibromyalgie hervorgerufen werden, können für eine erste Einschätzung einen Online-Test auf Fibromyalgie durchführen. Ob sich hinter den Beschwerden tatsächlich Fibromyalgie verbirgt, kann letztlich nur der erfahrene Therapeut beurteilen, der dann entsprechende Untersuchungen veranlasst, um sämtliche andere infrage kommenden Erkrankungen sicher auszuschließen.
Welche Blutwerte zeigen Fibromyalgie?
Bislang gibt es keine Untersuchung des Bluts, mit der ein Fibromyalgiesyndrom nachgewiesen werden kann.
Wie fängt Fibromyalgie an?
Die Krankheit beginnt meist schleichend. Oft stehen zunächst eher diffuse Rückenschmerzen (auch an der Wirbelsäule) im Vordergrund, die sich dann mit der Zeit über Arme und Beine in andere Körperregionen beziehungsweise auf den Rest des Körpers ausbreiten, auch ein diffuser Muskelschmerz bzw. ausgeprägte Verspannungen der Muskeln sind häufig.
Parallel dazu gesellen sich meist weitere Symptome dazu, etwa Schlafstörungen, Erschöpfung und/oder Depressionen. Dementsprechend hoch ist der Leidensdruck der Betroffenen, die sich denn in ihrer Lebensqualität auch erheblich beeinträchtigt fühlen.
Ob für die Beschwerden allerdings tatsächlich ein Fibromyalgiesyndrom verantwortlich ist, kann letztlich nur der erfahrene Therapeut ermitteln. Er ist es dann auch, der angemessene Behandlungsmöglichkeiten vorschlägt.
Welche Schmerz-Punkte bei Fibromyalgie?
Früher wurde die Diagnose “Fibromyalgie” anhand von schmerzempfindlichen Druckpunkten (tender points) im Bereich der Muskeln bzw. deren Ansätze gestellt. Heute ist das Erfassen dieser Schmerzpunkte, wenn überhaupt, nur eines von mehreren Schritten der Untersuchung.
Denn es hat sich gezeigt, dass solche Druckpunkte auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. Deshalb geht der Arzt mit dem Patient heute neben einer sorgfältigen Anamnese zur Erfassung der Krankheitsgeschichte in der Regel immer auch einen speziellen Schmerzfragebogen durch, bevor er die Diagnose stellt und die entsprechende Behandlung einleitet.
Wo kann man Fibromyalgie testen lassen?
Im Internet finden Betroffene Fibromyalgie-Selbsttests für eine erste Beurteilung. Diese Tests ersetzen jedoch nicht die medizinische Diagnose. Deshalb sollten sich Personen, die den Verdacht haben, an Fibromyalgie erkrankt zu sein, am besten bei einem Therapeuten testen und eingehend untersuchen lassen, der mit der Erkrankung vertraut ist. Steht die Diagnose, kann eine individuell abgestimmte Behandlung eingeleitet werden.
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Erstellungsdatum:
16.07.2021
Autoren:
Markus Breitenberger, Heilpraktiker und Homöopath in eigener Praxis seit über 25 Jahren. Behandelt schwerpunktmäßig Menschen mit psychosomatischen Beschwerden. Autor von zwei Gesundheitsratgebern und zahlreichen medizinischen Fachartikeln.
Dr. Nicole Schaenzler, Philologin und Medizinjournalistin. Herausgeberin eines Gesundheitsmagazins und Fachautorin zahlreicher Bücher zu medizinischen Themen.
Quellen:
Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.