Eine Beziehung ohne Streit – für die meisten von uns ist das ein frommer Wunsch. Und Streit bringt ja auch zur Sprache: “Du bist mir nicht egal, ich möchte oder muss mich mit dir auseinandersetzen”.
Inhaltsverzeichnis
Muss Streit sein?
Meinungsverschiedenheiten kommen vor, wo Menschen aufeinander treffen. Ob wir wollen oder nicht: Streit kommt sprichwörtlich in den besten Beziehungen vor. Spätestens wenn die erste intensive Verliebtheitsphase beendet ist, machen sich Meinungsverschiedenheiten bemerkbar. Im und durch den Streit lernen wir uns erst richtig kennen. Auch ein leidenschaftlicher Mensch mit Ecken und Kanten, der uns immer wieder herausfordert, kann ein interessanter, reizvoller Partner sein.
Streitsucht
Eine Beziehung, die einer emotionalen Achterbahnfahrt ähnelt, wird von vielen Menschen als besonders intensiv und bereichernd empfunden. Durch die Botenstoffe, die unseren Körper dabei überfluten, entsteht manchmal ein regelrechtes Suchtgefühl, das eine Trennung im Zweifelsfall schwierig macht.
Selbst wenn der Verstand längst sagt, dass die Beziehung uns möglicherweise wirklich nicht guttut. Wichtig ist hier, im Blick zu behalten, dass Streit nie zu einem zermürbenden Kampf wird, in dem beide Partner nicht mehr zueinanderfinden. Falls Sie befürchten, dass die Konflikte in Ihrer Beziehung Ihnen oder Ihrem Gegenüber langfristig ernsthaft schaden, sollten Sie die Notbremse ziehen. Als Paartherapeut in München unterstütze ich Sie bei Bedarf in dieser schwierigen Phase.
An Konflikten wachsen?
Wie oft wir uns tatsächlich streiten und wie sehr wir uns dabei verletzen, hängt von vielen persönlichen Faktoren ab, die beide Partner in die Beziehung einbringen. Gegenseitiger Respekt, die Fähigkeit zur Selbstreflektion und Einfühlsamkeit für unser Gegenüber sowie das Vermögen, sich deutlich ausdrücken zu können und gemeinschaftlich Lösungen zu finden, helfen Krisen und Konflikte halbwegs friedlich zu bewältigen.
Wenn dies gelingt, besteht die reale Chance, gemeinsam daran zu wachsen und ein tieferes Verständnis für uns selbst und unseren Partner zu gewinnen.
Wie lernt man richtig streiten?
Im Alltagsstress fehlt manchmal einfach die Kraft, immer klug, besonnen und achtsam zu reagieren. Streit kann, aber muss eine Beziehung nicht gefährden. Entscheidend ist, wie prägend die Konflikte für das Miteinander sind und in welchem Maße anerkannt werden kann, dass Unterschiede, wenn sie konstruktiv wahrgenommen werden, ein bereicherndes Element im gemeinschaftlichen Leben sein können.
Wenn Streit und Konflikte Ihre Beziehung vergiften, muss eine Trennung nicht die einzige Lösung sein. Die wichtigste Frage ist jetzt, ob die Liebe und die Bereitschaft, miteinander daran zu arbeiten, die Hintergründe zu verstehen und zu lösen, noch überwiegt. Konflikte ehrlich, achtsam und konstruktiv auszutragen, können wir auch im Erwachsenenalter lernen.
11 Tipps für konstruktiven Streit
- Handeln Sie stets so, wie Sie es sich auch von Ihrem Partner wünschen.
- Wählen Sie einen vernünftigen Zeitpunkt für die Aussprache. Nach einem anstrengenden Arbeitstag können Konflikte schnell eskalieren. Auch in Anwesenheit von Kindern sollten Sie größere Diskussionen lieber vermeiden. Andere kritische Zeitpunkte sind erfahrungsgemäß der Urlaubsbeginn oder Feiertage wie Weihnachten. Und beginnen Sie nie eine Diskussion, wenn einer von Ihnen Alkohol getrunken hat. Auch ein Glas kann da schon zu viel sein.
- Versuchen Sie Streit in ein interessiertes Gespräch zu verwandeln. Fragen sind besser als Vorwürfe. Gehen Sie davon aus, dass an den Argumenten Ihres Partners immer auch ein Stück Wahrheit ist – zumindest aus seiner Sicht. Interessieren Sie sich dafür. Fragen Sie mehr, als dass Sie etwas behaupten, um die Wahrnehmung Ihres Gegenübers verstehen zu können.
- Äußern Sie Kritik als Wunsch: besonnen und konkret. Von sich selbst und den eigenen Sehnsüchten zu sprechen schafft mehr Raum, als anklagende Du-Botschaften zu versenden.
- Verzichten Sie auf pauschale Vorwürfe, die meist beginnen mit: „immer…“, „nie…“, „jedesmal…“. Benennen Sie konkrete Verhaltensweisen, auf die sich Ihre Wünsche beziehen, die der andere auch tatsächlich überdenken und verändern kann. Am Grundcharakter Ihres Partners werden Sie wahrscheinlich wenig ändern. Vielleicht erinnern Sie sich hin und wieder daran, dass es viele gute Gründe gab diesen Menschen als Partner zu wählen.
- Überschwemmen Sie Ihren Partner nicht mit zu vielen Informationen, damit er die Chance hat, in seiner Antwort auf zentrale Punkte einzugehen. Benennen Sie die Themen um die es geht klar und verständlich.
- Holen Sie sich eine Quittung ein. Fragen Sie nach, wie das Gesagte verstanden wurde, damit es auch so ankommt, wie Sie es ausgesendet haben.
- Machen Sie Pausen während eines Streitgesprächs. Sammeln Sie sich bei einem kurzen Spaziergang, wenn es zu laut und emotional werden sollte. Wenn es häufig oder schnell zu laut wird, vereinbaren Sie ein klares, einfaches Hand-Zeichen, um damit ein klares Stop und den Wunsch nach einer kleinen Verschnaufpause zu signalisieren. Dieses Signal darf auf keinen Fall ignoriert werden.
- Lassen Sie die Vergangenheit soweit ruhen, soweit wie es möglich ist. Sprechen Sie möglichst nur über das, was Sie in der Zukunft wünschen.
- Versuchen Sie nie im Streit zu gewinnen, sondern schauen Sie, wie Sie gemeinsam profitieren und aus dem Gespräch gestärkt herauskommen können. Setzen Sie alles daran, gemeinsam eine Lösung zu finden. Behalten Sie im Hinterkopf, dass Ihr Ziel ist, wieder Frieden miteinander einzugehen. Wer selbst verletzt ist, kann das schnell aus den Augen verlieren. Sich gegenseitig weh zu tun oder einen Machtkampf auszufechten, bringt Sie auf lange Sicht nicht weiter. Wenn im Streit einer gewinnt, kann er sicher sein, dass er sein Gegenüber dabei verloren hat.
- Bleiben Sie respektvoll. Versuchen Sie, Ihrem Partner Raum zu geben, ihm zuzuhören und die Situation auch aus seiner Sicht zu sehen. Akzeptieren Sie auch, dass sich nicht alle Probleme lösen lassen und Sie beide Ihre Schwächen haben. Seien Sie bereit, dort, wo es notwendig ist, zu verzeihen oder sich selbst zu entschuldigen, wenn Ihnen etwas ehrlich leidtut.
„Leichter gesagt als getan“, mögen Sie jetzt denken. Wenn Sie das Gefühl haben, sich in Ihren Beziehungskonflikten nur im Kreise zu drehen, kann eine Paarberatung Ihnen helfen.
Ebenfalls kann eine Gruppentherapie in München zu mehr persönlicher Reife verhelfen, die sich in Selbstreflexion und Impulskontrolle zeigt. Diese Qualitäten zählen zum spezifisch menschlichem Potential, das angeboren ist, aber nur durch Übung im Alltag entwickelt wird. Gemeinsam versuchen wir, vergangene Konflikte zu klären und Strategien zu entwickeln, um in Ihrer Beziehung eine gesunde Streitkultur zu etablieren.